MusikZeit 2020
»Alle Register – die Orgel im Jazz«
u.a. mit Barbara Dennerlein, Goldings/Bernstein/Stewart, Duo Krokenberger/Oehl
Im Gewand einer altväterlichen Wohnzimmeranrichte, behäbig auf gedrechselten Beinchen stehend, stellt sich eine der Hauptakteurinnen unserer diesjährigen MusikZeit vor. Die Hammondorgel, ihres Zeichen eine Tochter des Industriezeitalters – abseits ihrer plumpen Erscheinung jedoch alles andere als hausbacken, blickt auf eine kurze Vergangenheit zurück. Sie erklang erstmals im April 1935 in einer New Yorker Kirche. Von dort aus zog es Laurens Hammonds Erfindung in unzählige kleine Gemeinden der USA. Dort angekommen, schupste sie zeitweilig frech die Kirchenorgel von ihrem angestammten Thron. 2020 wird nicht länger gerangelt! »Alle Register – die Orgel im Jazz« feiert beide „Hoheiten“!
Auf einer Pfeifenorgel zu spielen sei, als könne man allein zugleich sämtliche Instrumente eines Orchesters zum Klingen bringen, meint Organist Arno Krokenberger und gerät ob der Möglichkeiten seines Instruments ins Schwärmen. Früher hatte ein Bälgetreter, der sogenannte Kalkant, für den Wind zu sorgen, mit welchem die Register erst zum Klingen gebracht werden können. Ein elektrischer Motor übernimmt heute diese Aufgabe. Jede Pfeifenorgel ist auf ihre Art einmalig und ein Kennenlernen vor dem Konzert ist somit unabdingbar. Nun hat vermutlich jede*r schon einmal das zuweilen Ehrfurcht gebietende Aufwallen, den niederschmetternden, alttestamentarischen Atem einer Pfeifenorgel vernommen und mag verdutzt die Stirn in Falten legen. Jazz auf dem ältesten aller Tasteninstrumente? Geht sich das überhaupt aus? Und wie! Am Eröffnungsabend spielt Barbara Dennerlein die Jehmlich-Orgel in der Reformierten Kirche und das zwischenzeitlich legendär gewordene Hammond-Modell B3. Fragil flöten, wuchtige Klangmauern zementieren oder einfach mal spitz kieksen – ob Hammond oder Pfeifenorgel – nahezu kein Ton ist in diesem MusikZeit-Frühling vor dem Erklingen gefeit.