Crutches – Four Lttr Wrds (Album des Monats 03/25)

Was tun, wenn alle Stile und Genres gespielt, und alle musikalischen Avantgarden schon erforscht und ausgereizt sind? Ganz einfach: Man glaubt nicht an diese Erzählung.
Dafür zumindest hat sich das Leipziger Quartett Crutches entschieden. Auf seinem Debüt »Four Lttr Wrds« präsentiert es in insgesamt elf Songminiaturen »Fahrstuhlpunk« – natürlich im Wissen, dass dieses – nun ja – sonderbare Subgenre in etwa so kohärent ist wie »Kaffeehaus Metal«. Aber um stilistische Kohärenz geht es der Band auch nicht, im Gegenteil: Stattdessen werden die Absurditäten des alltäglichen Lebens auf symbolische Weise auf die Spitze getrieben. Stakkato-Metal-Blastbeats von Drummer Valentin Schuster treffen auf Pop-Melodien von Keyboarderin Olga Reznichenko treffen auf Jazz-Rhythmen von Gitarrist Jan Frisch treffen auf Drone-Flächen von Monochordistin Laure Boer.
Mit Stücken wie »Wimp«, »Core« oder »Claw« beantwortet die Formation zugleich die durchaus berechtigte Frage, wie rein instrumental gehaltene Musik Humor transportieren kann: Nämlich, indem sie musikalische Klischees nicht meidet, sondern bewusst forciert und schließlich kollidieren lässt. Dass das Ganze mit einer geradezu übersprudelnden Spielfreude vorgetragen wird, gerät da fast zur Nebennotiz.
Luca Glenzer