Jazzclub Live: Die Ernte
Erinnern wir uns an vergangenen Sommer: beständiges Be-und Entkleiden, in Seen hüpfen, Schweiß aus T-Shirts wringen und Staub von den Zehen spülen. Schlenderte man bisweilen entlang von Cocktailbars oder anderen Vergnügungsstätten, in denen sich die Sonnen-und anderweitig Verliebte aalten, konnte man, begleitet von atmosphärischem Schrecken, das antifaschistische Arbeiter-und Partisanenlied „Bella Ciao“, verwandelt in einen dumpf dröhnenden, zweitklassigen Technotrack auf die Straße schallen hören. Andernorts wurde dazu gewiss auch getanzt und der Hoffnung nachzuräumen, das Wiederaufleben des Partisanenliedes sei als kollektives Aufbäumen gegen den europäischen Rechtsruck zu lesen, lohnt wohl nicht. Jetzt schreiben wir 2019 und Benjamin Weidekamp, Uli Kempendorff, Kaspar von Grünigen und Max Andrzejewski werden mit der Ernte nicht warten, bis das Korn goldgelb auf den Feldern prangt! Diese Vier bedürfen keiner Texte, um die Energie jener Musik, die mit und im Protest des 20. Jahrhunderts entstanden ist und die zum eingreifenden Denken anregen sollte, auf die Bühne zu bringen. Gespielt wird getreu dem Motto „wer Wind sät, wird Sturm ernten“. Grenzüberschreitende Erfahrungen sind zu erwarten, ein Hauch kühler Melancholie und ein Wiederaufleben von Kampfliedern, im Sinne ihres Entstehens.
Benjamin Weidekamp (as, cl), Uli Kempendorff (ts, cl), Kaspar von Grünigen (b), Max Andrzejewski (dr)