Jazzkalender #337

Let’s talk about Jazz… und Furchtlosigkeit

»Fearless« zeigt sich der 2022 verstorbene Klarinettist Rolf Kühn auf seinem neuen und letzten, gleichnamigen Album, das vor kurzem erschienen ist. Die darauf enthaltenen zwölf Songs des gebürtigen Leipzigers geben uns nicht nur einmal mehr graziöse Musik, sondern auch und zuvorderst einen wichtigen Rat mit auf den Weg: Sei furchtlos – komme, was wolle!

Jazzkalender März
Jazzkalender März

Das ist natürlich leichter gesagt als getan in einer Welt, die gerade mal wieder gehörig Kopf steht und in welcher der US-Vizepräsident als eine der ersten Amtshandlungen öffentlich bekundet, er sehe die freie Meinungsäußerung in Europa gefährdet. Wenn parallel dazu der reichste Mensch der Welt in seiner neuen Funktion als Präsidentschaftsberater wiederholt den rechten Arm hebt, um seinem kleingeistigen, frenetisch-jubelnden Publikum ordentlich einzuheizen, nur um kurz darauf zu bekunden, mit Hitler habe das ganze nichts zu tun, wird deutlich: Die amtierende US-Politkaste – samt ihrer geistigen Verwandten rund um den Globus – hat ein ganz eigenes Verständnis von Humor.

Doch widmen wir uns an dieser Stelle nun erst einmal anderen wichtigen Dingen, die aktuell anstehen – womit wir erfreulicherweise von Musk zur Musik kommen. Von jener gibt es im März wieder eine Menge. Denn wer das kleine Einmaleins der Livemusik beherrscht, weiß, dass Frühlingszeit Tourneezeit ist. Moment: Was hat der traditionell trübe, mit Sonnenstrahlen geizende März mit Frühlingszeit zu tun, mag sich jetzt so manche*r kritische Leser*in fragen – nicht ganz zu Unrecht. Und doch: Kalendarisch markiert der erste Dritte das Ende des Winters.

Doch bevor ich abschweife, hier das Wichtigste in Kürze: Zwei Jazzclub Live Konzerte stehen in diesem Monat auf dem Programm. Mit der Berliner Indie-Band Der Elegante Rest geht es dieses Mal weniger jazzig, dafür umso eleganter zu. Begleitet werden sie dabei vom umso jazzigeren Eduard Neufeld Quintett. Zudem gibt es im März eine neue Ausgabe unserer Flashback-Reihe: Mit The Swingin‘ Bluebirds geht es im Kulturhof Gohlis zurück zum frühen Big-Band-Sound der »Roaring Twenties«. Und auch Leipzigs Tastenmeister Nummer eins, Michael Wollny, ist nach seinem gefeierten Auftritt im Rahmen der 48. Leipziger Jazztage am 18. des Monats wieder auf der Bühne zu erleben – dieses Mal gemeinsam mit seinem Trio im Gewandhaus.

Zudem gibt es an dieser Stelle noch eine wichtige Neuigkeit zu verkünden: Denn ab diesem Monat werden wir in jeder Jazzkalender-Ausgabe ein »Album des Monats« präsentieren. Unser primärer Fokus liegt dabei auf Ergüssen der lokalen Szene. Wessen Werk wir in dieser Ausgabe zum Einstand gekürt haben, das lest ihr auf den kommenden Seiten.

Zum Schluss sei an dieser Stelle ein kleiner Ausblick über den März hinaus erlaubt, der zugleich den Bogen spannt zum Eingangsthema: Denn im April wird es auf dem Lindenauer Markt insgesamt drei Theatervorstellungen über die furchtlosen Edelweißpiraten unter der Regie des Frontmanns der Goldenen Zitronen – Schorsch Kamerun – geben. Die oppositionellen Jugendlichen hörten zu Zeiten des Dritten Reiches lieber Jazz, als den rechten Arm zu heben. Damit brachten sie sich teils in Lebensgefahr, aber immerhin auch die Riege der Nazi-Bonzen zur Weißglut. Höchste Zeit, daran wieder anzuknüpfen!

Bis bald,

Luca

Jazzkalender-Redaktion

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