Jazzkalender #330

LET’S TALK ABOUT JAZZ … und kulturelle Vielfalt

„Wer den Swing hat“, sagte mal der Jazzgitarrist Coco Schumann, „kann nicht im Gleichschritt marschieren.“ Der gebürtige Berliner überlebte einst das Grauen von Auschwitz und wurde später zu einer prominenten Stimme für Freiheit und Menschenrechte – und zu einem gefragten Musiker.

Editorial JK Juni 2024
Editorial JK Juni 2024

Auch heute sind die antifaschistischen Errungenschaften der vergangenen knapp 80 Jahre keineswegs in Stein gemeißelt. Mehr denn je steht die demokratische Öffentlichkeit unter Beschuss von rechts. Neben vielen anderen ist auch die freie Kulturszene ein beliebtes Feindbild der im-Gleichschritt-Marschierenden. Doch die politische Konjunktur ist kein Naturgesetz, sondern gestaltbar: Deshalb gilt es, bei den Kommunal- und Europawahlen am 9. Juni vom Wahlrecht Gebrauch zu machen und damit Demokratie, Zivilgesellschaft und kulturelle Vielfalt zu stärken.

Was diese zum Beispiel wert sein kann, lässt sich zwei Tage vorher – am 07. Juni – in der naTo erleben: Dort wird die die Leipziger Pianistin Olga Reznichenko mit ihrem Trio ihr neues Album »Rhythm Dissection« vorstellen. Wie schon das Debüt »Somnambule« atmet es den Geist musikalischer Freiheit und verbindet eine Vielzahl musikalischer Koordinaten zu einem unentwirrbaren und hochspannenden Jazzkonstrukt. Völlig zurecht wurde das Trio dafür bereits in der Kategorie »Band des Jahres« für den Deutschen Jazzpreis nominiert.

Ebenfalls in der naTo wird Ende des Monats eine Premiere der besonderen Art zu erleben sein: Denn mit Richard Koch an der Trompete, Klarinettist Claudio Puntin und Kontrabassist Christian Weber treten dort drei der gegenwärtig spannendsten Jazzmusiker erstmals gemeinsam als Trio auf. Weiterführende Infos bezüglich des Programms sind selbst dem schier endlosen Informationsmeer namens Internet nicht zu entlocken, was andererseits aber ja auch mal eine nette Abwechslung sein kann. Da hilft nur: Hingehen und sich überraschen lassen. Und wer möchte, kann sich bis dahin immerhin die tollen Solowerke der Protagonisten zu Gemüte führen.

Abschließend sei an dieser Stelle noch auf eine Reihe von Abschlusskonzerten der diesjährigen Absolvent*innen der HMT Leipzig hingewiesen: So werden der Schlagzeuger Jonas Müller am 19., der Gitarrist Felix Kantelberg am 26. sowie der Pianist Robbi Nakayama am 29. dieses Monats jeweils im Horns Erben ihre öffentliche Reifeprüfung ablegen. Sie alle unterstreichen, was wir eigentlich ohnehin längst wissen: Um den Jazz-Nachwuchs muss man sich keine Sorgen machen.

Bis bald,

Luca

Jazzkalender-Redaktion

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