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Sam Hylton

Mit einer Vorliebe für Straight Ahead Jazz
© Lukas Diller
die naTo

Preise

VVK: 17/12 € zzgl. Gebühr
AK: 22/17 €

Der in München lebende amerikanische Pianist ist Preisträger des BMW Welt Young Artist Jazz Award 2021. Zweites Konzert um 20:00 Uhr.

Sam, warum bist du als Amerikaner in Bayern gelandet?

Als ich in der Schule drei Jahre Spanisch gelernt hatte, bemerkte ich, wie leicht es mir fällt, Sprachen zu lernen. Das hängt auch mit Musik zusammen, denn das musikalische und das sprachliche Gehör sind im Prinzip gleich. Parallel zu meinem Musikstudium in Seattle, Washington studierte ich dann Germanistik, denn nach einem halben Jahr als Gaststudent in Heidelberg war meine Leidenschaft für Deutschland entfacht. In München begann ich ein Praktikum bei ECM Records, aber nach einem Jahr konzentrierte ich mich wieder auf mein Masterstudium [in Jazzpiano] an der Hochschule für Musik und Theater. Ich finde das Leben hier in Deutschland sehr erfrischend und aufregend. Für Musiker*innen gibt es in Bayern viele Auftrittsmöglichkeiten. Auch als Dozent konnte ich hier arbeiten, beispielsweise bei den Sommerkursen in Burghausen, aber auch im Rahmen eines Lehrauftrags an meiner ehemaligen Musikhochschule. Nach sechs Jahren kann ich sagen: „Do bin i dahoam.“

Das Leipziger Publikum konnte dich bereits 2019 in der Gruppe der Sängerin Hannah Weiss hören, in der auch Tenorsaxofonist Moritz Stahl spielte, mit dem du diesmal wieder auftrittst. Wie habt ihr euch kennengelernt?

Mit Moritz spiele ich mittlerweile schon seit fünf Jahren in verschiedenen Bands. Erstmalig sah ich ihn mit der Bigband der Hochschule in München. Er war der coolste Typ auf der Bühne, weil er mit so einer Selbstverständlichkeit spielte, deshalb wollte ich sofort mit ihm zusammenarbeiten.

Wie würdest du die Musik deines Quartetts umschreiben?

Die Kompositionen aller Bandmitglieder stehen im Vordergrund. Meine Eigenkompositionen neigen zum Straight Ahead Jazz, der auch stark vom Blues beeinflusst ist. Aber ich versuche, mit den Genres nicht zu streng zu sein. Gelegentlich ist auch ein Einfluss aus der Klassik hörbar, da ich mich zum Beispiel mit Brahms‘ Intermezzi beschäftigt habe. Ich schätze im zeitgenössischen Jazz die klassische Besetzung mit Tenorsaxofon, Piano, Bass und Schlagzeug, weil sie so eine reiche Tradition hat und man in ihr trotzdem sehr modern spielen kann. Das ist alles nur eine Frage der Einstellung und wie man die Komposition behandelt. Auch Standards kann man durch Interpretation komplett modernisieren. Es gibt alte Standards, die an sich immer noch modern sind, wie beispielsweise »All The Things You Are« – das ist ein sehr komplexes Stück, das gar nicht so leicht zu spielen ist.

Wie komponierst du?

Es beginnt mit einer Melodie, allerdings komponiere ich oft bewusst nicht am Instrument, weil meine Finger sich an gewisse Muster gewöhnt haben, die sie von allein spielen wollen, weil sie vertraut sind. Am besten ist es, sich mit Stift und Papier in den Park zu setzen. Dabei geht es immer darum, sowohl etwas über die Gegenwart als auch die eigene Identität auszudrücken. Komponieren bedeutet für mich natürlich auch, etwas zu sagen, was noch nicht gesagt wurde. Danach kommt dann das schöne Erlebnis, diese Noten mit anderen Menschen zusammen zu spielen und zum Leben zu erwecken.

  • Text: Arne Reimer
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