Popp
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Der passionierte Percussionist Simon Popp präsentiert sein Solo-Projekt das zum Transzendieren und Tanzen gleichermaßen einlädt.
Die Welt ist voller Dualismen, manchmal sogar beim Lebensmitteleinkauf. Gedankenversunken fand sich Schlagzeuger Simon Popp hier bei der Vorstellung wieder, ein imaginäres Balafon-Ensemble in seinem Kopf spielen zu lassen – später wurde aus diesem Gedankenspiel des Alltags dann »Pingo«, das hypnotisierende Eröffnungsstück seines jüngst erschienenen Zweitwerks »Devi«. Laut des Komponisten vereinen sich hier gleich mehrere unterschiedliche Beat-Gruppen zu einer großen Melange, die von einem organischen Groove angetrieben wird, der die Hörer*innen immer tiefer in den klangverliebten Kaninchenbau steigen lässt. Idiophone und Steel Drums geben sich hier die symbolische Klinke in die Hand, formen in feinster Kleinarbeit einen Klangteppich, in der jede gewebte Faser genau da vorzufinden ist, wo sie Popp einmal imaginiert hat. Wenn dieses Muster das Bildnis elektronischer Tanzmusik aus den 90er Jahren im Kopf der Zuhörer*innen entstehen lässt, dann ist das ebenfalls kein Zufall. »Devi« lädt zum Entdecken ein, zwingt das aber niemandem auf.
Wer sich aber auf die Suche begibt, entdeckt polyrhythmische Freuden und gut versteckte Klangstrukturen, die immer wieder Überraschungen ans Tageslicht bringen. Da erspäht man mitunter eine stark verfremdete indische Röhrentrommel (Dholak) im Stück »Holort«. So oder so genügt es allerdings auch völlig, sich dem entwaffnend hypnotischen Groove dieser Platte hinzugeben. Wie ein Herzschlag zieht sich dieser durch das musikalische Werk des passionierten Perkussionisten. Manchmal düster und nervös, oft aber auch leichtfüßig und befreiend – dies ist der Dualismus, den Popp auf »Devi« vorantreibt, ganz im Geiste des Charakters der Hindu-Göttin, die als Namenspatin für dieses Album fungiert. Auch ohne Worte entstand so ein Werk voller Persönlichkeit und Intimität, welches die Spannungen und Reflektionen des vergangenen Jahres in einen Sound packt, der fasziniert und ansteckend gleichermaßen zum Transzendieren und Tanzen einlädt. Bei den Jazztagen bringt Popp diesen dynamischen Dualismus endlich live auf die Bühne, wohlwissend, dass das Leben nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht, es aber ungemein Spaß machen kann, zwischen diesen beiden Polen hin und her zu manövrieren.