Jazzkalender #332

Let’s talk about Jazz… und Geschichten

»Manchmal ist die Realität zu komplex«, hat Jean-Luc Godard einmal gesagt. Was dann helfe, so der französische Regisseur weiter, seien Geschichten: Denn die erst gäben der Realität eine Form. Geschichten, und da schließt sich der Kreis, gibt es im September in Jazz-Leipzig jedenfalls eine Menge.

Jazzkalender September 24

Da wäre zum Beispiel die über die Jazzwerkstatt Peitz: Einst, zu DDR-Zeiten, ein Laboratorium der Subversion, wurde sie 1982 von den staatlichen Behörden verboten. Seit knapp 20 Jahren nun ist das Festival um den legendären Gründer Ulli Blobel wieder am Start – erst im August ging die jüngste Ausgabe über die Bühne. In all den Jahren haben sich Materialien, Dokumente, Artefakte und klar, Geschichten en masse angesammelt. Und so darf sich die Jazzstadt Leipzig glücklich schätzen, dass das Archiv der Jazzwerkstatt kürzlich in den Besitz der Deutschen Nationalbibliothek übergegangen ist. Anlässlich dessen wird es in der DNB Leipzig im September unter dem Titel »Störenfriede: Jazz, Protest + Revolution« ein hochkarätig besetztes Festival geben – unter anderem mit Jazzlegenden wie Conny Bauer, Joe Sachse und Myra Melford.

Und wenn wir gerade schon bei Jazzlegenden sind: Unvergessen bleibt die gebürtige Leipzigerin Jutta Hipp, die im New York der 1950er Jahre drei Alben beim legendären Blue-Note-Label veröffentlichte, bevor sie sich von der Bühne abwandte und in Vergessenheit geriet. Einen großen Anteil daran, dass Hipps Geschichte seit einigen Jahren wieder vermehrte Aufmerksamkeit erlangt, hat die Musikwissenschaftlerin Ilona Haberkamp, die vor zwei Jahren eine überaus lesenswerte Biographie über die begnadete Jazzpianistin unter dem Titel »Plötzlich Hip(p)« veröffentlichte. Am 6. September wird Haberkamp – musikalisch begleitet von Stephan König am Klavier – aus ihrem Werk lesen.

Unterdessen sind auch wir im Jazzclub – ihr ahnt es wahrscheinlich schon – aktuell nicht ganz untätig, im Gegenteil: Die 48. Leipziger Jazztage stehen vor der Tür! Doch bevor es am 19. Oktober mit dem Eröffnungskonzert von Michael Wollny und Joachim Kühn sowie Cécile McLorin Salvant in der Leipziger Oper losgehen wird, müssen noch viele Mails, Telefonate, Sitzungen, Verhandlungen und Absprachen erledigt und absolviert werden – was nicht selten ähnlich unglamourös ist, wie es klingt. Umso mehr freuen wir uns schon jetzt auf die Geschichten, die sich aus den vielen Konzerten der Jazztage selbst dann im Oktober erspinnen werden.

»Tell me…!«, wird übrigens das Motto der diesjährigen Ausgabe sein. Wer sicher gehen will, am Ende Geschichten erzählen zu können, kann sich ab sofort streng limitierte Early-Bird-Tickets für das Festival oder eine Karte für das Eröffnungskonzert sichern. Der reguläre Vorverkauf startet dann am 17. September.

Bis bald,

Luca

Jazzkalender-Redaktion

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