Jazzkalender #334

Let’s talk about Jazz… und weise Kalendersprüche

Es ist vollbracht: Die 48. Jazztage liegen hinter uns. In gewisser Weise ist es Jahr für Jahr ein seltsames Ungleichgewicht: Da arbeitet man monatelang detailversessen auf diese eine Woche hin, und dann zieht sie unnachgiebig wie im Rausch an einem vorbei. »C’est La Vie«, sagt der Kalenderspruch, und: »Was bleibt, sind Erinnerungen.« Und wie immer behält der Kalender mitsamt seiner unnachahmlichen Weisheit recht.

JAZZKALENDER NOVEMBER

Grund genug, noch einen Moment weiter darin herumzublättern – denn wann, wenn nicht nach den Jazztagen, bleibt dafür schließlich Zeit. »In der Ruhe liegt die Kraft«, soll Konfuzius mal gesagt haben, womit er wohl nichtsahnend einen grundsoliden und gern zitierten Kalenderspruch kreiert hat. Ernst Ferstl schloss daran an: »Zufriedenheit ist ein stiller Garten, in dem man sich ausruhen kann«, wusste er. Botaniker ist er zwar nicht geworden, aber immerhin Schriftsteller mit Vorliebe für Aphorismen. Kurt Tucholsky hingegen meinte: »Mensch: ein Lebewesen, das schlechte Musik macht. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.«

Gestorben ist Tucholsky bereits 1935. Hätte der Schriftsteller und Journalist später die Möglichkeit gehabt, etwa die Leipziger Jazztage zu besuchen – wer weiß, vielleicht hätte er seine Meinung noch mal revidiert. Zumal der Mensch in regelmäßigen Abständen zur Ruhe kommen sollte, sonst droht sein Ableben schneller zu kommen, als ihm in der Regel lieb ist…

Meditative Ruhe jedenfalls findet man nicht bloß in der völligen Isolation, sondern mitunter zum Beispiel auch auf Konzerten der leiseren Sorte. Die schottische Singer/Songwriterin Rachel Sermanni etwa hat auf der Basis von Folk, Traditionals und Jazz einen zerbrechlich-intimen Sound kreiert, der eine traumwandlerische Atmosphäre erzeugt, und mitunter Erinnerungen weckt an die große Joni MItchell. Am 5. November gastiert sie mit ihrem aktuellen Programm im Neuen Schauspiel.

Wer eher elektronischen Klängen frönt, sich aber nach dem herbstlichen Trubel dennoch nach Entspannung sehnt, dem oder der sei das Konzert des Leipziger Musikers Malo Moray am 27.11. im Horns Erben empfohlen. In seinem warmen Ambient-Sound kombiniert er Kontrabass-Tunes mit Electronics. Mehr als einmal kommen einem beim Hören dabei die elegischen Klangflächen Brian Enos in den Sinn, dem Meister der anspruchsvollen Hintergrundmusik.

Aber natürlich bietet der November bei entsprechendem Interesse auch druckvolle Rhythmen und Esprit. Die wichtigsten Termine haben wir wie üblich in der aktuellen Ausgabe gebündelt. In diesem Sinne: Frohes Blättern & Stöbern!

Bis bald,

Luca

Jazzkalender-Redaktion

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