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Jaga Jazzist

Die unbeschreibliche Leichtigkeit des Sounds
© Anthony P. Huus
Werk 2 (Halle A)

Preise

VVK: 26/18 € zzgl. Gebühr
AK: 34/26 €

Die norwegische Super-Group schaut auf eine Bandgeschichte von vier Jahrzehnten zurück und kommt mit ihrem neuen Album »The Tower« in die Stadt! Zweites Konzert um 22:30 Uhr.

Norwegen als gelobtes Land der unbegrenzten musikalischen Möglichkeiten zu bezeichnen, ist wohl keineswegs übertrieben. Die Liste norwegischer Acts, die sich im Niemandsland zwischen Free Jazz, Jazzrock, elektronischer Musik, Ambient, Progressive Rock, Noise, Minimal Music, Punk, Klassik und diversen anderen Genres austoben, liest sich endlos. In dem Kollektiv Jaga Jazzist aus Trondheim kulminieren all diese Komponenten auf besondere Weise.

1994 von dem Keyboarder und Saxofonisten Lars Horntveth und seinen Geschwistern gegründet, sprach sich die Kunde von der verrückten Teenager-Horde schnell herum. Schon ihr Debütalbum »Jævla Jazzist Grete Stitz« wurde 1996 in Norwegen als Sensation gefeiert. Mit Talk Talk und Depeche Mode ebenso aufgewachsen wie mit John Coltrane und The Soft Machine, schienen diese Kids vor nichts Halt zu machen, jede Schublade zu sprengen, immer wieder neue Herausforderungen zu suchen. Viele Mitglieder, die die Band von Lars, Martin und Line Hornthveth durchliefen, wurden anschließend ihrerseits bekannte Solist*innen in der norwegischen und internationalen Jazz-Szene, unter ihnen Gitarrist Stian Westerhus, Trompeter Mathias Eick oder Keyboarder Morten Qvenild. Auch renommierte Rock-Bands wie National Bank oder Motorpsycho sind eng mit Jaga Jazzist verbunden. Mittlerweile ist das Oktett neben dem Trondheim Jazz Orchestra die wichtigste Kaderschmiede der borealen Jazz-Avantgarde.

Mit ihrem aktuellen Livealbum »The Tower« haben Jaga Jazzist nicht von ungefähr an dem kalifornischen Label Brainfeeder angedockt, das von dem musikalischen Multitasker und Coltrane-Großneffen Flying Lotus geleitet wird. Auf Brainfeeder trifft sich derzeit die internationale Klangforscher*innen-Elite. Stand auf dem immerhin schon sechs Jahre zurückliegenden Vorgängerwerk »Starfire« noch die elektronische Manipulation und komplette digitale Verfremdung von Big Band Sounds im Vordergrund, sind die Bläser auf »The Tower« wieder als solche erkennbar. Es wirkt, als würde der legendäre Arrangeur und Big-Band-Leader Gil Evans auf die Erde zurückkehren und sein unverwechselbares Gespür für Klangnuancen den Möglichkeiten der heutigen Zeit anpassen.

Ein Konzert von Jaga Jazzist ist insofern immer ein Abenteuer, als man nie mit absoluter Gewissheit voraussagen kann, was passieren wird. Alle Optionen sind offen, alle Register können gezogen werden. »The Tower« ist mit seiner Vielfalt an Timbres und musikalischen Referenzen ein Teaser, es kann jedoch auch in eine ganz andere Richtung gehen. Ein Faktor unterscheidet Jaga Jazzist jedoch von allen anderen Jazzbands auf diesem Planeten. Lars Horntveth ist erst 41 Jahre alt, seine Geschwister sind nur wenig älter. Seit nunmehr 26 Jahren gehören sie mit Jaga Jazzist bereits zur Vorhut der europäischen Big-Band-Elite. Jaga Jazzist ist viel mehr als nur eine Jazzgruppe. Jeder Auftritt von ihnen ist ein glaubwürdiger Abschnitt einer unvergleichlichen kollektiven Lebensreise, die mit Musik besiegelt ist.  

  • Text: Wolf Kampmann
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