Aufmucken? Eine deutsche Geschichte des Jazz.
Wolf Kampann, Wolfram Knauer und weitere Podiumsgäste im Gespräch über das Heute und Gestern des Jazz in Deutschland.
„Während der Jazztage fühlten wir uns irgendwie exterritorial, wie Weltbürger in einem Weltreich schöpferischer Musik.“ so Heinz-Jürgen Lindner, ehemaliger Vorsitzender des Freundeskreises Jazz und Mitinitiator der Leipziger Jazztage, in einem seiner Beiträge im Jubiläumsband »Flamingos und andere Paradiesvögel« zum 40-jährigen Bestehen der Leipziger Jazztage. Der niederländische Saxofonist Willem Breuker bezeichnete die DDR gar einmal als als „das gelobte Land der freien Improvisation“ und spitzt man nur immerzu die Ohren und lauscht den Erzählungen jener, die zum Teil bereits dabei gewesen sind, als der Freundeskreis Jazz (heute als Jazzclub Leipzig bekannt) aus der Taufe gehoben wurde, könnte man meinen, dass all den Einschränkungen zum Trotz, der Jazz in der DDR gülden und hoffnungsheischend hell loderte. Anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution sehen wir uns veranlasst, einen Blick zurück zu werfen – auf die gesamtdeutsche Geschichte des Jazz. Etwaige Mystifizierungen – die hüben wie drüben Einzug gehalten haben mögen – miteingeschlossen. Bei einem bloßen Resümieren soll es indes, noch dazu im Jahr der Zukunftsmusik, nicht bleiben. Vielmehr ist davon auszugehen, dass unsere gegenwärtig bestätigten Podiumsgäste (weitere folgen), Wolf Kampmann und Wolfram Knauer, umfassend das Heute und Gestern des Jazz in Deutschland beleuchten werden. Wolf Kampmann, Musikjournalist und unter anderem auch Lehrbeauftragter für Popgeschichte und Journalismus an der hdpk Berlin, hält den subversiven Jazz-Underground in der DDR für eine Legende, möchte dem DDR-Jazz jedoch keineswegs seine Einzigartigkeit absprechen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass der Staat auch ein Kalkül damit verfolgte Freejazz als einen „Teil des sozialistisch-realistischen Selbstverständnisses der DDR-Kulturpolitik“ gelten zu lassen. Wolfram Knauer, Autor und Direktor des Jazzinstituts Darmstadt, hat sich intensiv mit der facettenreichen Geschichte des Jazz in Deutschland auseinandergesetzt – von der Verfolgung dieser Musik im »Dritten Reich«, bis zur »Emanzipation« eines deutschen Jazz in den 50er-und 60er-Jahren, von den Entwicklungen in der DDR, bis zu den jüngsten Projekten deutscher Jazzmusiker*innen. Ende September ist bei Reclam sein Buch »Play yourself, man! – Die Geschichte des Jazz in Deutschland« erschienen. Ein kontroverses, aufschlussreiches Gespräch ist zu erwarten.
Eintritt frei für alle mit Tickets für die Konzerte im Schauspielhaus im Anschluss.